Tröpfchen geht auf Reisen Drucken

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Heute war das Meer besonders kalt und dunkel. Tröpfchen tanzte unlustig durch die Wellen. Alles war so langweilig, nie erlebte man etwas Besonderes.

"Ob wenigstens die Delphine zum Spielen kommen würden?", fragte sich Tröpfchen, leise vor sich hin murmelnd. 


Seine Freunde hüpften fröhlich auf und ab, kicherten vergnügt und nahmen ihn in ihre Mitte.


"Was ist los, Tröpfchen, warum schaust Du so traurig durch das Wasser?", fragten sie ihn. "Ach, ich weiß auch nicht so recht", erwiderte er," mir ist so langweilig. Ich möchte die Welt dort oben sehen, aber ich weiß nicht wie ich das  anstellen kann."


"Warum fragst Du nicht den großen Blubberfisch?", forderten die Wassertröpfchen ihren Freund auf. "Blubberfisch weiß doch immer alles, und er hat auch schon den blauen Himmel gesehen!"

  Troepfchen 1




Tröpfchens blaue Augen blitzten. Oh ja, die Idee war toll. Sofort machte er sich auf die Suche nach dem großen Blubberfisch. Unterwegs traf er die lustigen Delphine. "Wo willst Du so schnell hin, Tröpfchen, wollen wir nicht spielen?", riefen sie. Fröhlich winkte Tröpfchen ihnen zu. "Nein, nein, ich habe heute keine Zeit zum Spielen! Ich muss den großen  Blubberfisch suchen. Habt ihr ihn vielleicht gesehen?"


"Nein, Tröpfchen, uns ist er heute noch nicht begegnet. Hast Du schon beider blauen Krake gesucht?", antworteten die Delphine. Nein, dort hatte Tröpfchen noch nicht nachgesehen. "Danke, ihr lieben Freunde, für diesen Tip!", rief er fröhlich und machte sich auf den Weg.


Der Weg zur Krake war ziemlich weit und auch anstrengend, da sie in einer Höhle tief auf dem Meeresgrund wohnte.





Troepfchen 2
 

Tröpfchen prustete erschöpft. "Hoffentlich ist der große Blubberfisch auch da", dachte er. Es wurde kälter und Tröpfchen schwamm immer langsamer, aber endlich sah er von weiten die Höhle von der blauen Krake. Da war ja auch der Blubberfisch.

"Blubberfisch, Blubberfisch, ich muss Dich etwas ganz, ganz Wichtiges fragen!" rief Tröpfchen ganz aufgeregt. Erschrocken drehte sich der große Blubberfisch um"Ach du liebe Zeit, Tröpfchen, was ist los? Warum bist Du denn so aufgeregt? Mir wären ja vor Schreck beinahe sämtliche Schuppen abgefallen!", brummte er unmutig.

"Entschuldige bitte, Blubberfisch, aber ich muss unbedingt wissen, wie ich es anstelle die Welt dort oben kennen zu lernen. Kannst Du mir dabei helfen? Du hast doch schon einmal den blauen Himmel gesehen", sprudelte Tröpfchen hervor. Weitem die Höhle von der blauen Krake. Da war ja auch der Blubberfisch.


"Oh, Tröpfchen, da hast du dir aber etwas vorgenommen. Als ich dort oben aus dem Meeresschaum heraus guckte, wäre mir beinahe ein Monster über den Kopf geschwommen. Es war grässlich laut und hat furchtbar gestunken. Willst du wirklich diese gefährliche Reise machen?" Tröpfchen schaukelte aufgeregt auf einer Alge hin und her."Natürlich will ich, Blubberfisch, sag schnell was ich tun muss."

 


"Nun gut, wenn du also unbedingt willst, so solltest du zuerst an die Oberfläche des Meeres schwimmen. Setze dich dann auf den Meeresschaum und warte bis die Sonne schön warm scheint. Was dann passiert, weiß ich auch nicht, aber ich habe viele meiner kleinen Freunde nie wieder gesehen. Sei also vorsichtig!"

"Danke, Blubberfisch, ich verspreche dir, ich werde aufpassen. Wenn ich wiederkomme habe ich bestimmt viel zu erzählen." 


Mit diesen Worten machte Tröpfchen sich auf den Weg. Er ließ sich immer höher und höher tragen, bis er auf einmal einen Lichtschimmer sah. "Dort ist bestimmt die Sonne. Gleich werde ich den blauen Himmel sehen!", jubelte er.




Neben, unter, über ihm, ja überall um Tröpfchen herum wurden viele Millionen Stimmchen laut. "Tröpfchen, wir kommen mit. Wir wollen auch die große, weite Welt sehen." Zusammen setzten sie sich auf den weißen Meeresschaum, bestaunten den blauen Himmel und blinzelten in die warme, leuchtende Sonne. "Oh, ist das schön!", freute sich Tröpfchen. 


Plötzlich bemerkte er, das sich etwas veränderte. Auch seine ganzen Freunde um ihn herum wurden unruhig. Ängstlich fassten sie sich bei den Händchen und schlossen die Augen. Mit dem seichten Wind summten sie ein leise ein Lied um die Angst zu vergessen. Nach einer Weile machte Tröpfchen die Augen vorsichtig wieder auf, weil er so ein komisches leichtes Gefühl hatte. Um ihn herum wurde alles nebelig.


Ganz fest hielten sich alle an ihren Händen, als sie spürten, wie sie anfingen zu fliegen. Immer höher und höher flogen sie und wurden zu einer wunderschönen weißen Wolke. Von hier oben konnte man das Meer in seinen grünen und blauen Farben mit den weißen Schaumkronen besonders gut sehen.


Tröpfchen war überglücklich. Er entdeckte den Blubberfisch, der neugierig seinen Kopf aus dem Wasser streckte und versuchte ihn zu rufen, aber er brachte nur einen zarten Windhauch zustande. "Schade", dachte Tröpfchen," ich hätte ihm so gerne erzählt wie schön es hier oben ist." Langsam wurde es dunkel. 

  Troepfchen 3




Die Sonne ging schlafen und der Mond und die Sterne zeigten sich in ihrer ganzen Pracht. Im Wasser spiegelten sie sich, und es sah aus, als ob die Fische ihre Laternchen angezündet hätten. Tröpfchen wurde langsam müde, und er schlief, vom Wind gewiegt, auf weichen Wolkenkissen dem neuen Tag entgegen.


Als er aufwachte spürte er eine ungewöhnliche Kälte. So kalt war es im Meer noch nie gewesen. Tröpfchen versuchte nach unten zu schauen und... erschrak fürchterlich. Wo war das Meer? Dort unten war ja alles ganz weiß. Was waren das für komische Fische? Sie rutschten auf dieser weißen Fläche herum und machten seltsame Geräusche.


Der Wind hörte Tröpfchens Fragen und erklärte: "Das Weiße, was du dort siehst, ist gefrorenes Wasser, man nennt es Eis. Die Tiere heißen Robben, und sie fühlen sich hier sehr wohl. Pass auf, dass du in deiner Wolke nicht tiefer rutschst sonst wirst du ein Schneekristall und fällst zu Boden!"



Troepfchen 4  
"Nein, lieber Wind", zitterte Tröpfchen," hier möchte ich lieber nicht hinunter. Es ist viel zu kalt."

Er kletterte schnell wieder ganz nach oben auf die Wolke. Dort sah er die Sonne, und das gefiel ihm schon besser. Viele Tage und Nächte flog Tröpfchen auf der Wolke am Himmel. Ab und zu wagte er sich nach unten, aber immer sah er nur dieses weiße Eis.

Als er heute neugierig aus der Wolke schaute war es jedoch anders. Alles auf der Erde war auf einmal grün. Die Pflanzen waren viel größer, als die Algen auf dem Meeresboden und die Tiere schwammen nicht, sie sprangen. Manche Tiere hatten vier Beine und andere hatten nur zwei Beine. Der Wind erklärte ihm, dass dies Menschen sind.


Tröpfchen spürte die warmen Sonnenstrahlen und räkelte sich wohlig auf seiner Wolke. Doch was war das schon wieder?  Von unten kam Wärme und von oben pfiff ein eiskalter Wind. Tröpfchen rutschte tiefer nach unten. Es knisterte um ihn herum,  und es roch auch so komisch.



Ein gleißender Strahl zuckte durch die Wolke, die sich sofort mit schrecklichem Gerumpel  wieder zusammen schob. Tröpfchen verlor erschrocken den Halt. Seine Freunde hatten genauso einen Schrecken bekommen,  als es so plötzlich donnerte. Alle fielen, immer schneller werdend, der Erde entgegnen.

"Platsch, platsch", hörte Tröpfchen, als er unten ankam. "Da seid ihr ja endlich", sagte eine leise Stimme ungeduldig. "Wir warten schon so lange auf euch. Beinahe wären wir vertrocknet." Tröpfchen erkannte, dass die Stimme aus den Blumen kam, die hier überall in vielen bunten Farben wuchsen. Irgend etwas zog ihn nach unten. Es wurde dunkel um ihn herum, hier konnte man gar nichts sehen. Immer tiefer rutschte Tröpfchen in die Erde und ihm wurde Angst und Bange.


Auf einmal hörte er jedoch Stimmen, die ihm bekannt vor kamen. Waren das nicht seine Freunde? "Ja", jubelte Tröpfchen, "ja, das sind sie. Freunde, wo seid ihr? Wie finde ich euch?"




"Hier drüben sind wir, Tröpfchen", riefen alle erfreut." Lass dich nur einfach fallen!" Glücklich schlossen sich alle Freunde in die Arme. Sie lachten vergnügt und  schwammen in einem Bächlein dem Licht entgegen. Bald hörten sie das Rauschen des Flusses und wurden freudig empfangen. Tanzend und singend schwammen sie bis zum großen Meer. Alle wollten erzählen was sie erlebt hatten, und so ertönte ein lautes Geplätscher.

Einige waren als Schneekristalle zu Boden gefallen, andere als Hagelkörner, weil sie sich zu doll an in die Luft gewirbelte Sandkörnchen fest gehalten hatten, aber die meisten wurden Regentropfen und nun wollten alle wieder nach Hause.


Auch Tröpfchen dachte voller Sehnsucht an den Blubberfisch, die blaue Krake und die immer lustigen Delphine. Ob er sie wohl wieder finden wird in dem großen, weiten Meer? So schwamm er lange Zeit und wurde immer trauriger. Er sah die großen Monster von denen der Blubberfisch erzählt hatte und brauchte einige Zeit, um sich von dem Gestank zu erholen. Der Wind sagte ihm, dass die Menschen diese Schiffe brauchen, aber müssen die denn so schmutzig sein?

  Troepfchen 5




Endlich sah Tröpfchen wieder weißen Meeresschaum. Er traute seinen Augen kaum, da streckte doch tatsächlich der Blubberfisch seinen dicken Kopf aus dem Wasser. "Blubberfisch, Blubberfisch!" rief Tröpfchen ganz laut. "Ich bin wieder zu Hause. Oh, Blubberfisch, ich hatte solche Sehnsucht nach euch allen. Endlich bin ich wieder zu Hause. Hier ist es doch am Schönsten Blubberfisch kam eilig auf Tröpfchen zu geschwommen.

"Da bist du ja endlich!", brummelte er," jeden Tag habe ich aus dem Wasser geschaut. Einmal wäre ich sogar beinahe in einem Fischernetz gelandet, aber ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!" Inzwischen hatten auch die Delphine und die Krake gehört, dass Tröpfchen wieder zu Hause war. Schnell kamen sie herbei, und Tröpfchen musste seine Abenteuer immer wieder erzählen.

Spät am Abend schliefen alle erschöpft von den Aufregungen des Tages ein. Der Mond schaute noch einmal nach ihnen, und er sah lauter glückliche und zufrieden schlafende Meereskinder.



Copyright © 1993 by Petra Heierhoff


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